Das vergangene Jahr ist inzwischen Geschichte und damit Zeit, einen Rückblick auf 2023 zu werfen. Das Jahr war durch eine Vielzahl toller Läufe geprägt, aber auch von einer verletzungsbedingten Pause im Sommer.
Nachdem 2022 wieder viele Läufe stattfanden, freute ich mich auf ein Jahr mit Wettbewerben, die mich auch zweimal nach Italien führen sollten. Den Anfang sollte aber ein Marathon 500 Meter unter Tage, im Bergwerk Merkers machen.
Der Winter
Das Jahr startete gut, im Januar lief ich viele Trainingsläufe für meinen ersten Marathon im Februar, die viermal über die Halbmarathondistanz hinausgingen. Dazu häufig Läufe bei Schnee, was immer wieder etwas Besonders ist, gerade, da wir in Bamberg nicht zu oft Schnee haben.
Nach über 10 Jahren Laufen mit dem ASICS DS Trainer reihte sich erstmals mit dem Mach 4 ein Hoka Schuh in mein Regal. Ich mochte den Schuh von Anfang an und kam gut mit ihm klar. Ein Schuh, der für schnellere Läufe gemacht ist, wie ich Anfang Februar bei einem 30km (2:33 Std.) Lauf feststellen konnte.
Ende Februar stand der aus dem Jahr 2022 verschobene Kristallmarathon an. Ein besonderer Marathon, der auf 13 Runden im Bergwerk Merkers 500 Meter unter Tage stattfindet und dabei 750 Höhenmeter überwindet. Anfangs fühlte ich mich mit den angenehmen 21 Grad sehr wohl, merkte aber im Laufe des Marathons, dass es doch ganz schön anstrengend und eine besondere Herausforderung ist, unter Tage 42km zu laufen. Es wurde immer mehr zu einer „Kopfsache“, um den Lauf zu beenden. Am Ende war ich froh, es geschafft zu haben, auch wenn die Zeit zur Nebensache wurde. Besonders eindrucksvoll war die Lasershow vor dem ersten Start. Diese zeigte in der großen Halle eine besondere Wirkung.
Zum Abschluss des Winters führte mich eine Dienstreise für knapp eine Woche nach Wien, meine Lieblingsstadt, in der ich bereits zweimal beim Marathon gestartet bin. Mit den Laufschuhen an den Füßen konnte ich mehrmals die Stadt erkunden und kam an vielen spannenden Ecken vorbei. Auch durfte ein Halbmarathon nicht fehlen, inzwischen die Nr. 9 im Jahr.
Zurück in Bamberg sollten einige schnellere Läufe folgen und Ende März ging es nochmals über 30km hinaus. Ich verlängerte unseren monatlichen langen Lauf mit der DJK Teutonia Gaustadt und hatte so einen idealen Vorbereitungslauf für den Obermain-Marathon Anfang April.
Das Frühjahr
Nach den Wintermonaten startete ich im Frühjahr in die Wettkampfsaison. Den Anfang machte am 2. April der Obermain Marathon. Der Lauf zählt inzwischen zu meinen Pflichtterminen, 7x bin bereits in Bad Staffelstein gestartet. Dieses Jahr war gefühlt das erste Mal, dass der Lauf bei nassen und kühlem Wetter stattfand. Durch das Höhenprofil und die Strecke durch den Gottesgarten ist der Lauf etwas Besonderes und ich bin jedes Mal aufs Neue begeistert.
Nach dem Lauf durfte ich mir keine Pause gönnen, da Ende April bereits der erste Ultra anstand. Daher war der Obermain Marathon ein perfekter Trainingslauf für den UTFS. Dazwischen nochmals ein langer Lauf mit der DJK Teutonia Gaustadt, den ich wieder verlängerte.
Am 22. April herrschten optimale Bedingungen, morgens war es in Ebermannstadt beim Start des zweiten Ultratrail Fränkische Schweiz (UTFS) noch angenehm kühl und die Sonne zeigte sich bereits. Nachdem ich bereits 2022 am Start war und von dem Lauf sehr begeistert war, musste ich wieder dabei sein. Der Lauf ist für mich ein absoluter Traum! Er führt durch sie schönsten Ecken der Fränkischen Schweiz und ist durch die vielen kurzen Anstiege eine echte Herausforderung.
WKEL und die nächsten Ultras…
Nach einer kurzen Pause ging das Training gleich weiter, standen der Weltkulturerbelauf (WKEL) und die nächsten Ultras an, im Mai der U.TLW und im Juni der ZUT. Durch den UTFS und die Vorbereitungen war ich gut im Training, so dass ich mir keine Sorgen für die anstehenden Läufe machte.
Mein Lauftraining wurde durch einen Sportkurs „Functional Fitness“ ergänzt, der an der Uni Bamberg angeboten wurde. Für mich viele neue Übungen und entsprechend ein anstrengender Kurs, der mir aber viel Spaß machte.
Das erste Maiwochenende stand ganz im Zeichen des WKEL: Freitagabend Party mit Freunden, die extra zum Lauf nach Bamberg kamen, Samstag bei der Startnummernausgabe helfen und Sonntag laufen. Nachdem ich die letzten Jahre beim Wieland- und Sparkassenlauf startete wollte ich nun alle großen Läufe absolvieren.
Die besondere Herausforderung lag darin, nach jedem Lauf rechtzeitig zum nächsten Lauf an den Start zu kommen:
- Wielandlauf 4,4 km (30 Minuten bis zum nächsten Start)
- Broselauf 10,7 km (1 Std. bis zum nächsten Start)
- Sparkassenlauf 21,1 km
Der Wielandlauf verlief sehr gut, ich konnte ordentlich Tempo machen und wurde am Ende 3. in der AK M45, was mit tollen Sachpreisen belohnt wurde. An eine Pause im Ziel war aber nicht zu denken, ich musste möglichst schnell vom Maxplatz zum Markusplatz laufen, um beim nächsten Start möglichst weit vorne zu stehen. Es klappte und ich startete beim Broselauf weit vorne, was bei den ersten Engstellen sehr gut war. Leider konnte ich gegen Ende das geplante Tempo nicht halten und kam erst nach 57 Minuten ins Ziel, was bedeutete, dass ich etwas zu spät zum Start des Halbmarathon kam. Mit 3 Minuten Verspätung lief ich über die Startlinie und stellte bald fest, dass die beiden ersten Läufe Kraft kosteten und die Berge ihr übriges taten. Am Ende war ich froh, auch den dritten Lauf des Tages erfolgreich beendet zu haben und kam nahezu zeitgleich mit einer Vereinskollegin ins Ziel, die auch alle drei Läufe absolvierte.
Training im Mai
Im Mai war viel auf Dienstreisen unterwegs und nutzte die freie Zeit in München oder Leipzig zum Laufen. In beiden Städten lief ich einen Halbmarathon und mehrere kürze Läufe. Zudem genoss ich es, am Wochenende früh morgens aufzustehen und in den Sonnenaufgang zu laufen. Es waren ruhige Läufe, bei denen fast niemand unterwegs war und eine ganz besondere Stimmung hatten.
Utra Trail Lamer Winkel (U.TLW)
Er zählt immer noch zu den schönsten Trailläufen für mich und ich versuche bei jedem U.TLW dabei zu sein. 2023 hat es wieder geklappt und ich startete mit zwei Freunden über die 54 km lange Strecke im Lamer Winkel. Bei perfektem Wetter führt die Runde auf sehr schönen und anspruchsvollen Trails über acht 1000er, erreicht am Großen Arber den höchsten Punkt der Strecke und führt anschließend entlang der tschechischen Grenze zum Großen Osser und über den Holy Trail, der es nochmal in sich hat, zurück nach Lam. Einfach nur traumhaft!
Ab Ende Mai wurde es dann richtig warm, was mich im Training nicht besonders störte. Ich versuchte allerdings, die Läufe etwas mehr in den Morgen zu legen. Manchmal klappte es, manchmal nicht und ich lief in der Hitze. Bis zu meinem längsten Lauf des Jahres waren es noch knapp 4 Wochen und ich konnte nochmal ein paar Höhenmeter in Benediktbeuern trainieren. Vom Ort aus lief ich zur Tutzinger Hütte am Fuße der Benediktenwand und wieder zurück.
ZUT – Zugspitz Ultratrail
Mein Highlight des Jahres und die größte Herausforderung des Jahres. Knapp 90 km mit etwa 4.500 Höhenmeter um die Zugspitze und Start um 23 Uhr. Soweit die Eckdaten, aber was mich tatsächlich erwarten würde, wusste ich nicht. Gerade in der Nacht war es sehr anstrengend und ich zweifelte immer wieder, aber mit Tagesanbruch lief es einfach. Alle negativen Gedanken waren weg und ich konnte mit einem freien Kopf laufen und Tempo machen. Natürlich wurde es mit zunehmender Strecke körperlich anstrengender, aber ich fühlte mich bis zum Ende des Rennens sehr gut.
Der Sommer
Nach dem ZUT war nun eine Pause, wenn auch kurze Pause zur Regeneration angesagt. Lief ich doch zwischen April und Juni drei Ultras und einen Marathon. Aber ich fühlte mich gut und hatte keine Probleme. Die kamen erst später… Bei meinem Sportkurs machte ich eine blöde Bewegung und es fühlte sich an, als ob ein Ast vom Baum über mir auf mein Bein gefallen wäre, war es natürlich nicht… ich hatte mir einen Muskelfaserriss zugezogen, der bei jeder Bewegung schmerzte und mich die nächsten Wochen ausknockte. Es war das schlimmste was passieren konnte! Nicht laufen und still halten, das was mir echt schwer fällt. Im Juli und August lief ich daher sehr wenig, um mich zu erholen. Die Ruhe tat gut und nach ein paar Wochen waren ein paar lockere Trainings wieder möglich. Aber dennoch hatte ich die Sorge, dass meine geplanten Läufe im Herbst nicht stattfinden können. Bis zum Berlin Marathon war glücklicherweise noch etwas Zeit. Abwarten dachte ich mir…
Ab Ende August konnte auch wieder längere Läufe angehen. Mein Ziel, in Berlin eine neue PB zu laufen, war allerdings in weite Ferne gerückt und das neue Ziel war, gut ins Ziel zu kommen.
Herbstläufe
Nach den Sommerferien war ich wieder soweit fit, dass ich gut vorbereitet in die Herbstsaison starten konnte. Auf mich warteten einige Marathons: Berlin, München und Venedig – alle mit nur einer Woche Pause dazwischen.
Berlin Marathon
In Berlin lief ich wieder mit zwei Freunden, wie die letzten Male. Es war inzwischen mein 4. Start und ich wollte trotz des fehlenden Tempotrainings versuchen, ein hohes Tempo zu laufen. Am Tag vor dem Marathon liefen wir den Frühstückslauf vom Schloss Charlottenburg zum Olympiastadion, was eine perfekte Einstimmung auf den Lauf am Sonntag war. Die Bedingungen waren gut, ich fühlte mich gut und konnte schnell beginnen. Nach der ersten Hälfte lag ich bei einer Zielzeit von unter 3:40 Std., was ich allerdings nicht halten konnte. Ich musste das Tempo reduzieren und lief am Ende mit 3:52 Std. über die Ziellinie. Es war zwar schade, das ich das Anfangstempo nicht halten konnte, aber die Zeit war für das fehlende Training OK.
München Marathon
Der Berlin Marathon war gelaufen und ich gönnte mir eine Pause, um für den München Marathon Anfang Oktober fit zu sein. Wie im Jahr zuvor startete ich wieder als Pacemaker für Sub 4:00 Stunden. In den zwei Wochen bis zum Marathon verzichtete ich auf lange Läufe und schonte mich.
Die Wochen waren trotzdem sehr eng getaktet, haben wir Familienzuwachs erhalten. Ein 6 Monate alter Hund gehörte seit einigen Wochen zu uns. In der ersten Zeit mussten wir uns aneinander gewöhnen und alles war neu, aber auch schön.
Ich fuhr am Tag vor dem Lauf nach München, holte die Unterlagen für mich und andere Starter*innen des Vereins, die erst am Sonntag kamen. Auf den Marathon freute ich mich, war es doch mein 10. Start beim München Marathon und ich mag den Lauf. Am Sonntag war die Stimmung super! Wir machten viele Bilder im Innenraum des Olympiastadions und dann kam der Start – und los! In der angestrebten Pace starteten unsere Pacergruppe und hatte einige Läufer*innen dabei, die unter 4 Stunden laufen wollten. Wir liefen durch die Leopoldstraße, am Königsplatz vorbei, durch den Englischen Garten – alles lief gut. Ab km 25/26 merkte ich, dass ich Probleme mit der Atmung bekomme und das Tempo nicht halten kann. Bereits zuvor hatte ich festgestellt, dass ich allergisch auf unseren Hund reagiere, was sich in der Atmung niederschlägt. Aber ich dachte, es wird in München funktionieren… Leider nein, ich musste das Tempo reduzieren und nahm meine Pacerfahne ab. Es war einfach ärgerlich, aber es ging nicht mehr. Trotzdem lief ich den Marathon weiter, ich wollte zumindest ins Ziel kommen und meine 10. Medaille bekommen. Es klappte auch und ich lief nach 4:31 Std. etwas enttäuscht im Olympiastadion ein. Aber leider gehört es auch zum Marathon dazu, dass es nicht läuft, wie man es sich wünscht.
Venedig Marathon
Tja, der München Marathon zehrte und ich hoffte, dass es zwei Wochen später in Venedig besser laufen wird. Das Problem mit der Allergie wurde nicht besser und wir entschlossen uns, unseren kleinen Familienzuwachs in andere gute Hände zu geben. Es war eine harte Entscheidung, aber anders ging es nicht, leider.
Ich freute mich auf den Marathon in der Lagunenstadt, bei dem ich wieder als Pacer am Start war. Leider startete die Reise durch eine Flugverschiebung verzögert und ich kam erst am Samstagnachmittag an. Direkt vom Flughafen holte ich die Unterlagen und fuhr weiter auf die Insel. Oh, Teile der Wege stehen unter Wasser – wird es ein Marathon mit Hochwasser? Zum Glück war am nächsten Tag fast überall das Wasser wieder in den Kanälen.
Der Marathon startete außerhalb Venedigs und nur die letzten Kilometer verlaufen durch die Lagunenstadt. Unsere 5er Gruppe für 4:10 Std. war bunt zusammengewürfelt und kam gut ins Rennen. Die Stimmung war gut, die Bedingungen gut, wobei es bereits am Vormittag zu warm war. Nach etwa der Halbmarathondistanz bekam ich wieder Probleme mit der Atmung, mein Puls ging schlagartig nach oben. Wie in München konnte ich das Tempo nicht halten, musste meinen Ballon abschneiden und in einem langsamen Tempo weiter laufen. Ich war so genervt, dass es wieder nicht klappt, das Tempo konstant zu halten! Mit mehreren Gehpausen erreichte ich die Brücke nach Venedig und freute mich dann doch noch auf die letzten Kilometer. Letztendlich erreichte ich das Ziel, konnte die tolle Stimmung in der Stadt erleben und finishte meinen 80. Marathon. Venedig, mir Dir habe ich aber noch eine Rechnung offen!
Jahresabschluss
Meine Motivation war nach dem Venedig Marathon im Keller. Ich hatte keine Lust auf Marathon oder längere Läufe. Puh, so etwas hatte ich noch nicht erlebt, zwei Läufe hintereinander, die nicht nach Plan verlaufen. Letztendlich muss man aber doch sagen, dass im Sport nicht immer alles nach Plan verläuft. Leider.
Ich fand wieder Freude an den langen Läufen und hatte ein Ziel vor Augen: beim Saisonabschluss in Pisa im Dezember muss es funktionieren. Ich wollt dort die geplante Zielzeit von Sub 4:00 Std. vom Start bis ins Ziel laufen.
Im November stand noch eine Dienstreise nach Düsseldorf an, die ich für ein paar Läufe nutzen konnte, was mir viel Spaß machte. Es war das ideale Sightseeing, da es mein erster Besuch dort war.
Ende November erwischte mich Corona, was meine Pläne wieder durcheinander brachte. Eigentlich wollte ich nach Dresden fahren, musste ich aber absagen. Glücklicherweise hatte ich außer einer leichten Erkältung keine Symptome und konnte fast nahtlos weiter trainieren. Die Probleme mit der Atmung waren inzwischen verschwunden und ich konnte wieder Gas geben.
Der erste Schnee fiel und ich freute mich auf die ersten Winterläufe, aber noch mehr freute ich mich auf Pisa im Dezember. Das Saisonfinale rückte näher und die Wetteraussichten sagten 12 – 15 Grad voraus. Perfekt!
Saisonfinale beim Maratona di Pisa
Ich war heiß! Ich wollte ein perfektes Rennen laufen. Mitte Dezember startete ich in Bamberg bei kühlen Temperaturen und Regen, in Florenz bei Sonne und 15 Grad gelandet. Von dort aus ging es mit dem Zug nach Pisa. Ich freute mich auf ein paar Tage mit frühlingshaften Temperaturen, Meer und natürlich dem Schiefen Turm.
Am Sonntagmorgen lagen die Temperaturen bei etwa 3 Grad, aber durch die Sonne fühlte es sich nicht so kalt an. Ich war als Pacer für Sub 4:00 Std. am Start, zusammen mit zwei weiteren Läufer*innen. Wir liefen von Anfang an sehr konstant und es fühlte sich sehr gut an. Endlich wieder! Ich merkte, dass noch viel Luft nach oben ist und ich schneller laufen könnte, entsprechend entspannt lief der Marathon. Nach 3:59.17 Std. erreichten wir das Ziel am Torre und der Saisonabschluss war geglückt. Ich freute mich riesig darüber und schloss nach einer kurzen Pause noch weitere 6 km zum Auslaufen an.
Vor dem Heimflug an nächsten Tag hatte ich noch Zeit für etwas Sightseeing in Florenz, wo ich seit Jahren nicht mehr gewesen bin. Schön, dass sich diese Gelegenheit bot.
Die letzten beiden Wochen liefen etwas entspannter… der Saisonabschluss hatte funktioniert, mein Jahresziel mit 3.000 km war nicht mehr erreichbar. Also einfach genießen und noch ein paar letzte Läufe machen. Natürlich gehörten dazu auch Läufe an Weihnachten und Silvester, um das Jahr zu verabschieden.
Und was wird 2024 bringen? Ich weiß es noch nicht. Bis Januar hatte ich mich nur für den Obermain-Marathon und den UTFS angemeldet. Der Rest wird sich zeigen. Wahrscheinlich wird noch der Ultra über 54 km beim 3Kings3Hills am Dreisessel dazu kommen und einige Marathons. Abwarten…