Der Obermain Marathon zählt seit vielen Jahren zu meinen Hausläufen, bei denen ich immer sehr gerne dabei bin. 2012 startete ich erstmals beim Halbmarathon, damals mit meinem 2-jährigen Sohn im Babyjogger. Seit 2013 lief ich jährlich den Marathon, die letzten Jahre vor Corona als Pacemaker. Endlich wieder durch das Obere Maintal laufen! Ich freute mich, wieder dabei sein zu können, nachdem ich 2022 meinen Start kurzfristig wg. eines positiven Test absagen musste.
Anfang April war ich gut vorbereitet und wollte eine Zeit deutlich unter 4 Stunden laufen. In den Tagen vor dem Lauf zeichnete sich schon ab, dass das Wetter kühl und regnerisch werden wird. Ich war gespannt, ob es tatsächlich so kommen würde, da bei der Strecke vor allem der Wind problematisch sein kann.
Für mich als Beifahrer war die Anfahrt nach Bad Staffelstein entspannt und nach knapp 30 Minuten parkten wir nahe der Halle, um die Startunterlagen abzuholen. Kurz darauf ging es zum Start, der dieses Jahr in der Bahnhofstraße erfolgte. Kurz das Langarmshirt für ein Gruppenbild mit den übrigen Starter*innen der DJK Teutonia Gaustadt ausziehen, Bild machen und gleich wieder anziehen… puh kalt! Nur noch ein paar Minuten bis zum Start und pünktlich um 8.30 Uhr dann der Startschuss. Los geht´s!
Die ersten Kilometer
In einem schnellen Tempo laufen wir am Bahnhof vorbei, unterqueren die die Schienen und verlassen Bad Staffelstein Richtung Kloster Banz. Auf dem Weg passieren wir den Main und Unnersdorf. Kurz nach dem Forsthaus Banz beginnt der erste größere Anstieg. Durch den Wald zieht sich der Weg lange bergauf bis wir etwas oberhalb des Klosters Banz, etwa bei km 6 die erste Versorgungsstation erreichen. Glücklicherweise wurde mir beim Laufen schnell warm und von oben blieb es trocken. Nach einem Becher Wasser geht es zur Straße, auf der wir nach Weingarten bergab laufen, es macht richtig Spaß, Gas zu geben.
Durch das Maintal
Die Strecke führte uns durch das Maintal und wir sahen auf der einen Seite Kloster Banz und auf der anderen Seite Vierzehnheiligen, unser nächstes Zwischenziel am Berg. An den Seen stießen die Läufer*innen des Halbmarathons zu uns und wir liefen das nächste Stück gemeinsam. Noch immer lief ich ein hohes Tempo und konnte ständig andere Läufer*innen überholen. Kurz nach Überqueren der A73 folgte die nächste Versorgungsstation und die Strecken trennten sich wieder. Halbmarathon nach rechts, Marathon nach links Richtung Wolfsdorf.
Das erste Stück bleiben wir im Tal, querten den Ort, liefen am Fußballgolf-Platz vorbei und langsam näherten wir uns der Basilika. Entlang der Straße folgte nun der zweite große Anstieg. Bis Vierzehnheiligen geht es noch ganz gut, ab der Brauerei wird es steiler und entsprechend anstrengender.
Vierzehnheiligen und Staffelberg
Die wenigen Zuschauer und Kirchgänger klatschen und feuern uns an. Oben angekommen folgt wieder ein längeres flaches Stück, auf dem wir zum Staffelberg laufen.
Wir laufen auf dem Wanderweg anfangs durch den Wald und es macht richtig Spaß. Kurz darauf passieren wir die Weggabelung, an der auf dem Rückweg vom Staffelberg nach rechts weitergeht. Aber für uns geht es erst einmal zum Berg. Die Entfernung unterschätze ich immer wieder, bis zum Gipfel sind es etwa 4-5 km, entlang des Weges kommen mir die ersten Läufer*innen entgegen, die bereits auf dem Rückweg vom Berg sind. Auf halber Strecke gibt es nochmals eine kleine Versorgungsstation, die ich liegen lasse. Es läuft und gerade brauche ich nichts zu trinken. Hier oben nervt nur der Wind, der Kraft kostet. Bei dem Wetter fehlt an der Abzweigung nach Romasthal leider der Akkordeonspieler, der in den Jahren zuvor dort spielte. Es ist nicht mehr weit bis zum Plateau, dazwischen nur noch ein kurzer, steiler Anstieg. Geschafft! Oben angekommen laufen wir eine Runde am Staffelberg und ich lasse es mir nicht nehmen, am Gipfel den Blick über das Maintal schweifen zu lassen. Bei schönem Wetter ist der Ausblick von dort genial!
Auf dem Staffelberg haben wir bereits über die Hälfte der Strecke und nahezu alle Höhenmeter geschafft. Der Rückweg verläuft auf dem Wanderweg, auf dem wir zum Staffelberg gelaufen sind. Es ist schön, zu sehen, dass viele Läufer*innen auf dem Hinweg sind und ich doch im vorderen Drittel mitlaufe. Der Wind nervt! Das Laufen kostet erneut viel mehr Kraft und es zieht sich, bis es wieder ins Tal geht.
Rückweg im Tal
Bis es bergab nach Uetzing geht, dauert es noch etwas. Nur der Wind stört, sonst läuft es gut, ich treffe einige Vereinskolleg*innen, wir klatschen ab und weiter geht es. Ich sehe bereits die Abzweigung und freue mich, dass es nun bergab geht. Davor geht es aber erst noch am Alten Staffelberg mit einem kleinen Anstieg vorbei. Aber danach heißt es laufen lassen! Bis in den Ort geht es nur noch bergab und ich kann gut Tempo machen. Die Beine fühlen sich gut an und mein Gefühl sagt mir, dass es eine gute Zeit wird, wenn alles gut läuft.
Wir passieren Loffeld, Horsdorf und in einem leichten Auf-und-Ab geht es durch das Tal. Die Osterzeit macht sich durch die geschmückten Osterbrunnen bemerkbar. Nach Horsdorf laufen wir über die Felder, unterqueren die A73 Richtung Unterzettlitz. Inzwischen sind wir knapp 35 km unterwegs. Nur noch 7 km, von denen allerdings ein langes Stück an der Bahnlinie entlangführt. Bei meinen letzten Starts war es um diese Uhrzeit bereits sehr warm und die Sonne knallte. In diesem Jahr ist es zum Glück anders. Das Feld ist inzwischen weit auseinander gezogen und nur vereinzelt treffe ich andere Läufer*innen. Wir überholen uns gegenseitig oder laufen ein Stück gemeinsam. Nach Verlassen Unterzettlitz folgt die lange Gerade an den Bahngleisen… Dieses Jahr ist nicht die Hitze das Problem, sondern wie oben am Berg der Wind. Wir laufen gegen den Wind an und ich merke, dass ich bei gleicher Intensität langsamer werde. Das Laufen kostet mehr Kraft, wir haben inzwischen etwa 39 km in den Beinen.
Mittelsee und Kurpark
Glücklicherweise ist die Gerade auch irgendwann vorbei und nach einer Linkskurve führt die Strecke zum Mittelsee. Davor eine letzte Versorgungsstation, an der ich vorbei laufe. Ich will wieder Tempo machen, da meine Hochrechnung der Zeit bei etwa 3:50 Std. liegt. Vielleicht schaffe ich eine 3:4x Std. Wir laufen am See entlang, biegen nach rechts ab und erreichen den Parkplatz am Kurpark. 40,6 km zeigt die Uhr an, es ist nicht mehr weit. Nur noch durch den Kurpark laufen, unter der Bahnlinie durch und ins Stadion einlaufen.
Endspurt
Dummerweise habe ich bei meiner Rechnung die Baustelle vergessen, wegen der auch der Start verlegt wurde. Wir liefen durch den Kurpark zur Bahnlinie, folgten dieser aber bis zum Bahnhof und querten die Gleise erst dort. Puh, das kostete nochmals mentale Kraft! Auf der gegenüberliegenden Seite laufen wir wieder zurück und man hört bereits die Ansagen im Stadion. Nun ist es wirklich nicht mehr weit! Alle Kräfte zusammennehmen und noch einmal Gas geben – im Stadion laufen wir eine halbe Runde auf der Laufbahn und erreichen anschließend das Ziel. Es ist geschafft! Nach 3:51:56 Std. habe ich die Ziellinie überquert.
Für mich ist es ein gutes Ergebnis und ich freue mich, deutlich unter 4 Std. geblieben zu sein, wobei ich während des Lauf die Hoffnung hatte, sogar unter 3:50 Std. zu bleiben. Ein Ziel für 2024…