Saisonfinale beim Maratona di Pisa

Im Dezember ein Marathon? Warum nicht! Aber nur, wenn das Wetter mitspielt… Der Saisonabschluss 2023 war nochmals ein besonderer Lauf. Mitte Dezember ging es vom kalten und regnerischen Deutschland ins warme und sonnige Italien zum Maratona di Pisa, bei dem ich als Pacer für 4:00 Stunden an den Start ging.

Der Termin stand bereits im Sommer fest, ich buchte Hotel und Flug, machte mir aber noch keine weiteren Gedanken zum Lauf. Auch von Pisa kannte ich nur den schiefen Turm, in der Stadt war ich noch nicht. Umso schöner sollte das Wochenende in der Toskana werden! Aber bis Dezember waren es noch ein paar Monate.

In regelmäßigen Abständen erhielt ich Mails der Lufthansa, die meinen Flug immer wieder umbuchte. Eigentlich war der Rückflug für Sonntagabend direkt von Pisa geplant. Die zweite Variante ging am Montag von Florenz über Wien nach Nürnberg und letztendlich bin ich am Montag verspätet von Florenz über Frankfurt nach Nürnberg geflogen. Es kostete mich zwar einen Urlaubstag mehr, aber letztendlich war ich froh, erst am Montagnachmittag zu fliegen. So konnte ich noch einen Abstecher in die Altstadt von Florenz machen.

 Vor dem Lauf

Im Herbst startete ich bereits in Berlin, München und Venedig. Leider liefen die letzten beiden Läufe nicht wie geplant und entsprechend hatte ich die Hoffnung, dass ich endlich wieder die Zielzeit einhalten könne. In den Wochen vor dem Marathon lief ich einige langen Läufe, testete mit den ASICS Noosa Tri neue Schuhe und bekam ein immer besseres Gefühl für Pisa. So reiste ich am Freitag an und war absolut zuversichtlich für den Lauf am Sonntag.

Der Hinflug startete bei Regen in München und von der Stadt zeigte sich nichts – graues und nasskaltes Winterwetter in Bayern… Ab den Alpen änderte sich das Wetter schlagartig und es zeigten sich die schneebedeckten Berge, meine Stimmung wurde gleich noch viel besser. Knapp eineinhalb Stunden später stieg ich in Florenz aus dem Flugzeug und konnte es kaum glauben – 16 Grad bei strahlendem Sonnenschein.

Ankunft in Pisa

Von Florenz aus fuhr ich mit dem Zug in knapp einer Stunde nach Pisa. Vom Flughafen mit der Bahn in die Stadt zum Bahnhof, dort eine kurze Runde durch die Stadt gelaufen und anschließend im Tabakladen noch ein Ticket gekauft. Schon konnte es losgehen… In Pisa angekommen erwartete mich etwas Komisches: Nahe am Bahnhof war eine Eislaufbahn aufgebaut, auf der viele Jugendliche bei 15 Grad ihre Runden drehten.

Ich lief die etwa zwei Kilometer zum Hotel zu Fuß und die Strecke führte auch am schiefen Turm und der Kathedrale vorbei. Verdammt! Der Turm steht ja wirklich ziemlich schief! Es war ein wahnsinniger Anblick, den Turm zum ersten Mal in Echt zu sehen.

Mein Hotel lag nur etwa 200 Meter vom Turm entfernt und zum Start des Marathons waren es nur etwa 100 Meter. So eine perfekte Lage hatte ich noch nicht. Im Hotel traf ich zufällig Detlev mit seiner Frau, der die Pacer beim München Marathon organisiert und in Pisa als Pacer für 4:15 Std. an den Start ging.

Samstag in Pisa

Am Samstag war Sightseeing angesagt. Nach einem leckeren Frühstück im Hotel ging ich etwas durch die verwinkelten Gassen der 90.000 Einwohnerstadt, für den späten Vormittag hatte ich eine Turmbesteigung geplant. Das Ticket dazu buchte ich bereits im Vorfeld, was auch gut war, da selbst im Dezember die Schlange lang war. Der Turm ist absolut faszinierend! Bereits beim Betreten bekam ich ein komisches Gefühl, als ob mir schwindlig ist. Ich hatte den Eindruck, irgendetwas stimmt hier nicht. Die Schiefe des Turms wirkte sich auch bei den Treppenstufen aus – je nachdem auf welcher Seite man gerade ging, waren die Stufen innen bzw. außen ausgetreten. Oben angekommen war es einfach der Wahnsinn! Ein fantastischer Rundumblick über die Stadt. Absolut zu empfehlen!

Wieder festen Boden unter den Füßen ging es zum Fluss, von wo aus ich mit dem Stadtbus einen kurzen Abstecher ans Meer machen wollte. Nach etwa 20 Minuten Fahrt war ich in Marina di Pisa und konnte den Blick über das Mittelmeer schweifen lassen. Im T-Shirt einen Espresso am Meer trinken – gibt es etwas Besseres? Im Dezember wohl kaum…

Nach der Rückfahrt in die Stadt machte mich auf den Weg, die Startunterlagen abzuholen, die es open Air in einem Innenhof nahe dem Turm gab. Dort fand auch ein Pacerbriefing statt. Man merkte, der Maratona di Pisa ist eine kleine und familiäre Veranstaltung. Für Marathon und Halbmarathon waren 2.800 Starter*innen gemeldet und die Messe war sehr übersichtlich. Die Stimmung bei den Pacern war bestens, meine zwei Partner*innen für 4:00 Std. waren noch nicht da, die beiden traf ich erst am Sonntag vor dem Start.

Abends wollten wir noch die Energiespeicher mit Pasta auffüllen. Für mich war es eine kleine Überraschung, als meine Portion Cannelloni kam…

Der Marathontag

Sonntag = Raceday! Im Hotel waren einige Läufer*innen untergebracht und gab bereits ab 6.30 Uhr Frühstück, was perfekt war. Als Pacer trafen wir bereits um 7.30 Uhr, um die letzten Details zu besprechen und Fotos zu machen.

Morgens war es mit 2 Grad noch sehr kühl, aber im Laufe des Tages erwarteten uns angenehme 12 – 14 Grad. Ich entschied mich daher komplett kurz zu starten, was sich als die richtige Entscheidung herausstellte. Die Zeit verging, ich traf auf meine beiden Partner für 4:00 Std. und schön langsam ging es zum nahe gelegenen Start.

Eine Besonderheit gab es für die Pacer: Wir liefen nicht nach Nettozeit, sondern nach „Guntime“, also starteten wir unsere Uhren mit dem Startschuss und liefen Bruttozeit. Bei dem kleinen Starterfeld war dies unproblematisch, wirkt aber etwas komisch. Am Ende hatte ich etwa 10 Sekunden Differenz zwischen Brutto- und Nettozeit.

Der Lauf

Um Punkt 9 Uhr fiel der Startschuss und los ging es.

Wir starteten nach Süden auf der Via Bonanno Pisamo, liefen zum Arno, dem Fluss, der durch Pisa fließt und von dort aus zum Meer führt. Nach der anfänglichen Hektik entzerrte sich das Feld der Läufer*innen ziemlich schnell und musste nicht ständig das Tempo angepasst werden – der Vorteil eines kleineren Starterfeldes. Es ging entlang der sonnigen Uferpromenade bis zur Ponte della Fortezza, wo wir die Flussseite wechselten und auf der gegenüberliegenden Seite wieder zurück liefen. Mit ein paar Schlenker führte uns die Strecke südlich des Flusses entlang und nach etwa 8 km verließen wir die Stadt. Wir überquerten die Autobahn, von der aus uns die Autofahrer an hupten und so anfeuerten. Die Strecke war sehr flach und die Richtung war klar: immer weiter zum Meer. Wir passierten den kleinen Ort La Vettola mit der Basilika San Piepo a Grado. 11 km zeigte inzwischen die Uhr und die Temperatur war inzwischen sehr angenehm, ich hatte sogar schon meine Handschuhe ausgezogen.

Zur Halbmarathon Wendemarke

Der Lauf verlief sehr entspannt. Das konstante Tempo von etwa 5:40 min/km war für mich sehr angenehm zu laufen und forderte mich nicht zu sehr. So war immer wieder Gelegenheit, sich mit anderen Läufer*innen auszutauschen, auch wenn manchmal die Sprachbarriere dies erschwerte, da ich kein italienisch spreche. Es war eine schmale Straße, auf der wir unterwegs waren, Zuschauer gab es in diesem Abschnitt nicht, was aber auch nicht störte.

Wir waren inzwischen etwas mehr als 13 km gelaufen, als wir die Streckenteilung erreichten. Die Halbmarathon-Läufer*innen bogen nun ab und liefen wieder Richtung Pisa zurück, wir Marathonis liefen weiter Richtung Meer. Kurz nach der Streckenteilung erreichten wir die nächste Versorgungsstation bei Torretta. Beim Pisa Marathon wurde das Wasser in Becher ausgeschenkt, im Gegensatz zum Venedig Marathon, wo es kleine Flaschen gab. Für mich problematisch war, dass das Wasser sehr kalt war und ich es daher nicht schnell trinken konnte. Nachdem ich mich aber absolut fit fühlte, reichten mir wenige Schlucke.

Der Weg nach Tirrenia und Marina di Pisa

 Nach einer Linkskurve führte die Strecke in ein Waldstück und sofort merkte man, dass es im Schatten um ein paar Grad kälter war, aber nach etwa 16 km störte das nicht weiter. Im Gegenteil, es war angenehm und bot etwas Abwechslung entlang der Strecke. Etwa bei km 18 erreichten wir die ersten Häuser und hielten uns am folgenden Kreisverkehr links. Entlang der „Uferstraße“ liefen wir für etwa 4 km nach Süden und anschließend zu wenden und wieder nach Norden zu laufen. Leider zeigte sich entlang dieses Abschnitts das Meer noch nicht. Es lagen Grünflächen und Bäume dazwischen, so dass wir hier nur die entgegenkommenden Läufer*innen sahen. Wir feuerten uns gegenseitig an, vor allem wenn andere Pacergruppen auftauchten.

Wir erreichten bei km 25 wieder den Kreisverkehr und liefen diesmal gerade weiter Richtung Norden. Kurz darauf passierten wir das Ortsschild Marina di Pisa. Kurz darauf zeigte sich erstmals das Meer. Was für ein Anblick! Direkt an der Uferpromenade entlang laufen, das Meer nur wenige Schritte entfernt. Traumhaft! Knapp 3 km liefen wir an der Straße, bevor wir an der Piazza Giuseppe Viviani das Meer verließen wieder zum Fluss liefen. 30 km zeigte die Uhr inzwischen an.

Der Rückweg nach Pisa

Über die Straße direkt am Fluss führte unser Rückweg Richtung Pisa. Inzwischen war es richtig warm geworden und es wurde etwas windig. Wie sollte es auch anders sein – Gegenwind. Bei km 33 erreichten wir die Streckenteilung und waren nun wieder auf der gemeinsamen Strecke von Halbmarathon und Marathon. Der Fluss zeigt sich zwar nicht, da er hinter Zäunen bzw. Booten versteckt liegt. Nach etwa 35 km erreichen wir einen weiteren Kreisverkehr über den es gerade weiter geht wir nähern uns dem Ortsschild „Pisa“. Über die „Lungarno Gabriele D’Annunzio“ erreichten wir nach etwa 38 km wieder Pisa. Es ist nicht mehr weit! Ich fühle mich immer noch ausgezeichnet und seit einigen Kilometern habe ich den Gedanken, nach dem Marathon noch ein paar Kilometer anzuschließen.

Endspurt

Bis zur Ponte della Cittadella folgen wir der Straße mit ihren Kurven und queren nun die Flusseite. Gegenüber sehen wir das Fortilizio della Cittadella, das direkt am Wasser liegt. Schräg gegenüber stehen ein überdimensionierter Weihnachtsmann und ein Schneemann. Knapp 41 km liegen nun hinter uns. Das Ziel is nicht mehr weit… Wir bleiben am Ufer bis zur Ponte Solferino, an der wir links in die kleinen Gassen Pisas abbiegen. Die Via Roma bringt uns dem Ziel näher, wobei noch ein kleiner Abstecher zur Via Magenta folgt. Wir passieren die Mauern des Botanischen Gartens, sehen bereits den schiefen Turm und nun sind es nur noch wenige Meter bis zum Ziel!

Von der Via Roma biegen wir links auf die Piazza del Dumos. Die Emotionen zeigen sich und unter Jubeln laufen wir drei Pacer gemeinsam auf den blauen Teppich und überqueren nach 3:59.17 Std. die Ziellinie. Es ist geschafft! Ich freue mich, dass es geklappt hat, waren die letzten Läufe doch ganz anders.

Nach dem Marathon

Im Ziel traf ich noch viele Pacer und die Stimmung war sehr gut. Alle freuten sich, im Ziel zu sein und die angestrebten Zeiten erreicht zu haben. Ich blieb etwa eine halbe Stunde und nachdem ich mich immer noch sehr fit fühlte lief ich weiter. Ich wollte nochmals durch die Stadt laufen und so kamen nochmals über 6 km auf die Uhr, bevor ich ins Hotel zum Duschen lief.

Das milde Dezemberwetter wollte ich noch genießen, so dass ich mir anschließend ein sonniges Plätzchen für meinen Cappuccino suchte. Es war herrlich, in der Sonne sitzen und die Wärme genießen.

Back home…

Leider geht jedes Wochenende irgendwann zu Ende… Meines wurde durch die Änderung meines Rückflugs verlängert, was mir inzwischen sehr gut gefiel. Abends genoss ich noch einmal die Stimmung in der Stadt. Die Straßen und Plätze waren voll und das Leben fand draußen statt.

Am Montag sollte es dann zurück gehen. Ich wachte früh auf und beschloss, meinen Aufenthalt in Pisa mit einem Lauf zu beenden. So lief ich zum Sonnenaufgang eine kurze Runde durch die Stadt.

Nach dem Frühstück ging es für mich nach Florenz zu meinem Rückflug. Da dieser erst nachmittags ging, hatte ich noch etwas Zeit, um mir die Stadt anzuschauen. Ich hatte bereits am Freitag ein Ticket für den Turm und die Kuppel gebucht, die ich erklimmen wollte. Am Tag nach einem Marathon war dies aber ziemlich anstrengend. Zweimal ging es über 400 Treppenstufen nach oben und wieder nach unten. Dafür wurde ich mit einer fantastischen Aussicht belohnt!

Am Flughafen angekommen, wurde mein Flug bereits als verspätet angezeigt. Letztendlich flog ich mit knapp eineinhalb Stunden Verspätung lost und auch in Frankfurt ging mein Flug nach Nürnberg später, diesmal gut, da ich die reguläre Abflugzeit nicht geschafft hätte. Die Verschiebung bescherte mir als Abschluss meines Wochenendtrips einen schönen Sonnenuntergang über den Alpen. Dafür erwartete mich Frankfurt bereits Nebel…

Für mich war es ein perfekter Saisonabschluss mit einer sehr schönen Auszeit vom schmuddeligen Winterwetter in Deutschland. Ich könnte mir vorstellen, nochmals beim Maratona di Pisa zu starten. Eine top organisierte Veranstaltung, die überschaubar ist und viele Vorzüge hat.

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