Venedig Marathon – mein 80. Marathon

Der Venedig Marathon im Oktober 2023 war ein besonderer Marathon für mich. Es war nach Berlin und München mein dritter Marathon innerhalb weniger Wochen und zugleich mein 80. Marathon. Ich war als Pacer für 4:10 Stunden am Start und die letzten Kilometer führten durch die Lagunenstadt. Leider sorgten einige Komplikationen für einen Marathon, bei dem nicht alles rund lief.

Vor dem Marathon

Bereits im Sommer hatte ich ein Zugticket für das Marathonwochenende gekauft. Von Bamberg wollte ich über Augsburg und München mit dem Nachtzug nach Venedig reisen. Anreise von Donnerstag auf Freitag, Rückfahrt von Sonntag auf Montag. Eigentlich ein guter Plan der auch bei der Buchung relativ günstig war. Allerdings etwa 12 Stunden Fahrzeit. Nachdem ich im September diese Strecke von München nach Venedig auch mit dem Nachtzug fuhr, hatte ich auf die erneute Fahrt mit dem Zug keine Lust und buchte einen Flug von Nürnberg. Am Donnerstag, einen Tag vor dem Flug wurde dieser storniert – Streik am Freitag in Italien. Na super! Alternativ musste ich am Samstagmittag fliegen und hatte somit kaum Zeit in Venedig. Meine Laune war entsprechend…

Ankunft in Venedig

Ich kam am Samstag gegen 14.30 Uhr in Venedig bei bestem Herbstwetter mit strahlendem Sonnenschein an. Vom Flughafen machte ich mich auf den Weg zur Startnummernausgabe, bei der auch das Treffen der Pacer geplant war. Dort traf ich Bekannte und meine 4:10 Std.-Gruppe mit Allesandro, Sanne, Philippe und Jaime. Eine internationale Gruppe aus Italien, Spanien, Belgien, Dänemark und Deutschland.

Nachdem ich die Unterlagen geholt hatte und einige Fotos gemacht wurden, ging es für mich in die Stadt und ins Hotel. Ich wollte zumindest noch etwas durch Venedig laufen und dabei erlebte ich eine kleine Überraschung. Entlang der Fondamenta Zatteri Ai Gesuati schwappte das Wasser auf den Weg und auch der Markusplatz war größtenteils überflutet. Ich hatte bereits Bilder vom Marathon in Venedig gesehen, bei dem die Läufer*innen durchs Wasser liefen. Sollte es am nächsten Tag auch so sein?

Der Marathontag

Der Venedig Marathon ist ein Landschaftslauf, der in Stra nahe Padova startet und nur die letzten Kilometer führen durch die Lagunenstadt, die dann aber umso eindrucksvoller sind. Aber der Reihe nach… Nach einer kurzen Nacht läutete mein Wecker um 5 Uhr, da die Shuttlebusse zum Start so früh fuhren. Anfangs wunderte ich mich darüber, aber die Fahrzeit beträgt ca. eine Stunden.

Nach einem kleinen Frühstück ging es los. Ich fuhr erst mit dem Vaporetto zur Abfahrtsstelle der Busse und dann mit dem „42k-Bus“ weiter. Anfangs war es noch finster und als es heller wurde, war es neblig mit einer extrem hohen Luftfeuchtigkeit. Die Temperatur kletterte bis zum Start auf gefühlt über 20 Grad und der Nebel verzog sich. Ich versuchte den Treffpunkt der Pacer zu finden, was sich als nicht so einfach rausstellte. Wir trafen uns in einem Gebäude neben dem Schlosspark, das von Außen nicht zu sehen war. So irrte ich erst umher, aber nach einiger Zeit fand ich die übrigen Pacer.

Start in Stra

Der Start des Marathons erfolgte an der Villa Pisani in Stra. Der Weg zum Start führte uns durch den Schlossgarten, der sehr eindrucksvoll ist und wieder zurück an die Straße, auf der wir kurz darauf starteten. Es war Wahnsinn, wie viele Pacemaker dabei waren. Ich hatte dies bei keinem anderen Marathon so erlebt: sehr kurze Zeitabstände und jeweils große Gruppen. Wir reihten uns in die Startaufstellung ein und bald sollte es losgehen. Ich war guter Dinge und freute mich auf den Lauf Richtung Venedig.

Die Strecke

Vom Start aus liefen wir durch die Ebene, meist am kleinen Fluss Naviglio del Brenta entlang. Etwa nach 5 km erreichten wir den kleinen Ort Dolo. Wir liefen geschlossen als Gruppe und alles fühlte sich gut an. Es zeigte sich allerdings schon jetzt, dass es im Laufe des Tages richtig heiß werden würde, wir sind bei 20 Grad gestartet und die Luft war sehr drückend… Außerhalb der Ortschaft liefen wir wieder am Fluss entlang und kamen immer wieder an Villen bzw. großen Grundstücken vorbei, aber insgesamt bot die Strecke wenig Abwechslung.

Bei km 10 erreichten wir Mira, einen netten kleinen Ort. Wir liefen am Fluss entlang ins Zentrum, wo viele Zuschauer*innen uns anfeuerten. Es war eine tolle Stimmung und nach einem Schlenker entlang eines Seitenarms verließen wir den Ort. An den Versorgungsstationen fand ich es interessant, dass es 0,5l Wasserflaschen gab, die man gut mitnehmen konnte. Das kannte ich von Läufen in Deutschland nicht, war aber bei den Temperaturen sehr gut.

Über die Hauptstraße liefen wir Oriago, in dessen Zentrum wir bei km 15 waren. Von dort führte die Strecke nach Malcontenta und wir passierten anschließend ein größeres Industriegebiet, das nicht besonders einladend war. Hier war nun die Halbmarathon Marke erreicht und bei mir begannen die Problem.

Die zweite Hälfte

Ich spürte ab etwa km 19/20, dass es nicht mehr rund läuft. Ich bekam Probleme mit der Atmung und mein Puls stieg an. War er bis dahin bei knapp unter 150, stieg er auf über 170 und blieb dort. Es wurde hart, das Tempo beizubehalten und bis zum Ende als Pacer zu laufen. Kurz nach km 21 traf ich die Entscheidung weiterzulaufen, aber nicht mehr als Pacer. Ich erklärte meinen Kolleg*innen, dass ich mich zurückfallen lassen muss, aber den Lauf beenden wollte.

Bei mir äußerte sich eine Hundehaarallergie und zwang mich, das Tempo zu reduzieren. Andererseits war ich froh, überhaupt noch weiterlaufen zu können.

Wir verließen das Industriegebiet bei Marghera und erreichten Mestre. Nach dem Unterqueren der Bahngleise ging es in einer Runde durch die Stadt und das Zentrum, von wo aus wir zum Parco San Giuliano liefen, wo am Tag zuvor die Startnummernausgabe stattfand. In mehreren Schleifen ging es durch den Park, vorbei an der besten Musikstation mit Metal… 30 km zeigte inzwischen meine Uhr und nun näherten wir uns der knapp 5km langen Brücke nach Venedig.

Die letzten Kilometer durch Venedig

Über die Brücke zu laufen kostete Kraft, es ging gerade entlang, links die Züge, rechts die Autos und von oben brannte die Sonne. Zum Glück gab es auf der Brücke eine Versorgungsstation und man konnte bereits die Stadt sehen. Also Kräfte sammeln und weiter… Ich legte immer wieder ein paar Gehpausen ein, um den Puls etwas zu senken, was gut funktionierte. Dann wieder anlaufen und ich war in Venedig.

In der Lagunenstadt angekommen liefen nach rechts, an den Parkhäusern und am Hafen entlang. Leider zählt dieser Bereich nicht zu den schönsten Venedigs. Aber kurz darauf sollte es traumhaft werden. Von der Calle Dietro Al Magazzini schwenkten wir zum Canale San Giorgio ein und liefen an dessen Uferpromenade entlang. Wo am Tag zuvor noch das Wasser stand, waren nur noch ein paar Pfützen, denen ich meist gut ausweichen konnte. Die Laufstrecke war abgetrennt, wodurch das Laufen eigentlich möglich war. Allerdings musste ich an den vielen Brücken das Tempo reduzieren, da es immer wieder kleinere Staus gab.

Über den Canale Grande zum Markusplatz

Wir liefen die Fondamenta Zattere al Saloni entlang bis zum Zusammenfluss der beiden Kanäle. Hier wurde extra für den Marathon eine Brücke über den Canale Grande gebaut, die uns auf die gegenüberliegende Seite führte. Es war einfach nur der Wahnsinn, hier über das Wasser zu laufen, die Stimmung und Aussicht zu genießen. Traumhaft! An der Vaporettostation San Marco erreichten wir wieder festen Boden und liefen am Giardini Reali vorbei, bevor wir nach links auf den Markusplatz bogen. Die Strecke führte und einmal über den Platz, auf dem teilweise noch das Wasser stand. Ich hatte Glück, dass nicht zu viele Läufer*innen auf der Strecke waren und konnte trocken über den Markusplatz laufen.

Endspurt ins Ziel

Es waren nur noch wenige Hundert Meter bis ins Ziel. Wieder zurück vom Markusplatz liefen wir entlang der Riva degli Schiavoni und überquerten dabei von der Ponte della Paglia bis zur Ponte de la Veneta Marina insgesamt 7 Brücken, was nochmals Kraft kostete. Die kleinen „Wadenbeisser“ darf man nicht unterschätzen. Aber nun war es geschafft! Ich hatte das Ziel erreicht und damit meinen 80. Marathon gefinisht.

Einerseits war ich glücklich, das Marathonziel erreicht zu haben, andererseits hatte ich mein gestecktes Ziel, in 4:10 Std. mit meinen Pacerkolleg*innen zu finishen, nicht erreicht. Ich lief nach 4:30:01 Std. über die Ziellinie, worüber ich nach den Problemen vor und während des Laufs trotzdem froh war.

Nach dem Marathon

Im Ziel traf ich wieder auf einige Pacerkolleg*innen und wir tauschten uns über den Lauf aus. Alle waren erleichtert, es geschafft zu haben. Als Zielverpflegung bekamen die Läufer*innen im Girardini della Biennale eine Tüte mit Getränken und etwas zu Essen. Ich machte es mir an der Kanalmauer bequem und blieb etwas sitzen, um die Atmosphäre zu genießen.

Allerdings musste ich schön langsam an den Rückweg denken, da mein Flug bereits um Halb 8 ging. Ich ging entlang der Marathonstrecke zum Markusplatz zurück, feuerte noch Läufer*innen an und machte mich auf den Weg zum Hotel, wo ich noch duschen konnte. Im Zielbereich gab es leider keine Duschen.

Bereits bepackt machte ich noch in einem Restaurant an einem kleinen Platz Station und ging anschließend zur Vaporettostation, um zum Flughafen zu fahren. Mit leichter Verspätung erreichte ich Nürnberg und erreichte glücklicherweise noch einen Bus zum Bahnhof in Erlangen, um dort in den Zug zu steigen. Dummerweise fuhr ab Forchheim ein Schienenersatzverkehr, was dazu führte, dass ich erst spät in Bamberg ankam und ziemlich müde ins Bett fiel. Am Montagmorgen hieß es wieder früh aufstehen und arbeiten… Wäre mein Hinflug planmäßig gegangen, hätte ich ein schönes Wochenende in Venedig erleben können, so war leider ein viel zu kurzer Aufenthalt. Leider! Venedig – ich komme wieder! Bald!

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